WKÖ-Kühnel: Mehr und bessere Berufsinformation, um Bildungskarrieren positiv zu prägen

Wien (OTS) - „Die Zahlen von Statistik Austria zeigen, wie entscheidend die Übergangsphasen für erfolgreiche Bildungsabschlüsse und einen gelungenen Einstieg ins Berufsleben sind. Deshalb müssen wir diesen essenziellen Schnittstellen in den individuellen Bildungsverläufen besondere Aufmerksamkeit widmen“, sagt Mariana Kühnel , stv. Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), zum Bericht „Bildung in Zahlen 2023/24“, der am Dienstag präsentiert wurde: „Das beginnt bei der so wichtigen Elementarpädagogik und reicht über den Schuleintritt bis zu den weiterführenden und höheren Schulen und letztlich zum Berufseinstieg.“
In all diesen Phasen müsse sichergestellt sein, dass junge Menschen die nötigen Kompetenzen für gelungene Bildungs- und Berufskarrieren erhalten – beginnend bei der Sprachstandfeststellung im Kindesalter und daraus abgeleiteten Maßnahmen und Qualitätsstandards für den Kindergarten-Besuch, über die individuelle Deutschförderung im Pflichtschulalter bis zur Bildungsgarantie, die sicherstellen soll, dass jeder Schulabgänger die nötigen Grundkompetenzen (Lesen/Schreiben, Rechnen, Englisch) für einen erfolgreichen Berufseinstieg besitzt. Das Ziel muss sein, den hohen Anteil von NEETs, also 18- bis 24-Jährigen, die weder in Ausbildung noch erwerbstätig sind, zu senken. Österreich liegt hier mit 12 Prozent EU-weit nur im Mittelfeld, Länder wie Niederlande (nur 4,9 Prozent) oder Slowenien (6,2 Prozent) schneiden wesentlich besser ab.
Auch im Hochschulbereich signalisiert die hohe Zahl von Dropouts Handlungsbedarf: Mehr als 33 Prozent der Uni-Bachelor brechen schon im ersten Jahr ihr Studium ab (an den Fachhochschulen 15 Prozent). „Das ist ein Warnsignal, denn damit verlieren die jungen Menschen nicht nur wertvolle Ausbildungszeit und verpassen persönliche Chancen, sondern es werden auch die Ressourcen der öffentlichen Hand ineffizient eingesetzt.“
Flächendeckende Talente-Checks
Die Dropout-Raten ließen sich mit qualitätsvoller Berufsorientierung - verpflichtend in allen Schulformen -, frühzeitiger Ermittlung der individuellen Talente sowie unabhängiger Beratung über optimale Karrierechancen deutlich verringern, ist Kühnel überzeugt. Die Wirtschaftskammern stellen mit ihren Talente- Checks, Karriere-Checks sowie Talente-Centers flächendeckend in ganz Österreich umfassende Angebote zur Verfügung.
„Wichtig ist, dass Berufsorientierung in den Schulen gut verankert wird und insbesondere in den AHS – wie im Regierungsprogramm vorgesehen – umfassend gestärkt wird. Denn wenn es uns gelingt, die Berufsinformation passgenauer aufzusetzen und das Matching mit der individuell passenden Ausbildungsform zu verbessern, ist das eine Win-win-Situation für alle Seiten – die jungen Menschen und ihre Familien, die Betriebe, und den Wirtschaftsstandort Österreich“, so Kühnel. Denn nur ein Drittel der heimischen Schüler:innen besuchen nach der Volksschule eine AHS. „Die Berufsbildung ist daher für den heimischen Wirtschaftsstandort die wesentliche Säule in der Fachkräftesicherung. Und sie eine Chance für die jungen Menschen: Denn laut Statistik Austria verdienen Lehrabsolvent:innen eineinhalb Jahre nach ihrer Ausbildung besser als Abgänger einer BHS, BMS oder AHS – und dies mit der besten Jobsicherheit“, so Kühnel abschließend.
Auch die Kosten einer Ausbildung spielen eine entscheidende Rolle: Wie eine ibw-Berechnung zeigt, fallen je Uni-Abschluss über die gesamte Bildungslaufbahn für die öffentliche Hand Kosten zwischen 132.000 Euro und 158.000 Euro pro Absolvent:in an (je nachdem, ob via AHS oder BHS). Zum Vergleich: Ein Abschluss von BMS oder BHS summiert sich auf durchschnittlich 53.300 Euro. In die berufspraktische Ausbildung pro Lehrabsolvent:in fließen hingegen nur 25.000 (via PTS) bis maximal 42.000 Euro (Lehrabschluss nach zwei Jahren BMHS).
Im Bereich höherer berufspraktischer Bildungsabschlüsse liegt Österreich mit einem Anteil von 24,2 Prozent mit BHS-Matura, Meister- oder vergleichbarer Qualifikation gemeinsam mit Spanien an der Europaspitze. Das signalisiert eine Stärke der Berufsbildung, die künftig noch dazugewinnen wird: „Um in der beruflichen Bildung noch mehr Bildungsmöglichkeiten zu eröffnen, wurde vor genau einem Jahr mit der Höheren Beruflichen Bildung ein weiterer bildungspolitischer Meilenstein umgesetzt und eine neue Säule in der tertiären Berufsbildung geschaffen. Sie ist die Antwort auf den Gesellschaftstrend zur Höherqualifizierung und das Streben nach tertiären Bildungsabschlüssen. Damit wird die duale Ausbildung stark aufgewertet und eine Win-Win Situation geschaffen: Die Unternehmen erhalten zukunftsfitte Fachkräfte und für die Arbeitnehmer:innen eröffnen sich zusätzliche Karrieresprossen“, so Kühnel. Mit der Höheren Beruflichen Bildung (HBB) entsteht nämlich ein völlig neues Bildungssegment in Österreich, das - ausgehend von praktischer Berufserfahrung bzw. einem Lehrabschluss – zu formal anerkannten, offiziell eingestuften Abschlüssen bis in den tertiären Bereich führt. Die Pilotqualifikation „Technische Beratung für Energieeffizienz“ wird demnächst veröffentlicht und im Herbst in Kraft treten.
Im Hinblick auf die gesellschaftliche Anerkennung der Berufsbildung sieht Kühnel dadurch einen Meilenstein erreicht. Bis Qualifikationen in größerer Zahl vorliegen, ist noch etwas Geduld gefragt, derzeit wird in vielen Branchen engagiert daran gearbeitet, weitere HBB-Qualifikationen zu ermöglichen. Das Potenzial ist riesig: 1,6 Mio. Menschen in Österreich haben eine Lehre abgeschlossen, weitere 870.000 Personen verfügen über mehrjährige Berufspraxis bzw. sind BMS- und BHS-Absolvent:innen. (PWK144/HSP)





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In all diesen Phasen müsse sichergestellt sein, dass junge Menschen die nötigen Kompetenzen für gelungene Bildungs- und Berufskarrieren erhalten – beginnend bei der Sprachstandfeststellung im Kindesalter und daraus abgeleiteten Maßnahmen und Qualitätsstandards für den Kindergarten-Besuch, über die individuelle Deutschförderung im Pflichtschulalter bis zur Bildungsgarantie, die sicherstellen soll, dass jeder Schulabgänger die nötigen Grundkompetenzen (Lesen/Schreiben, Rechnen, Englisch) für einen erfolgreichen Berufseinstieg besitzt. Das Ziel muss sein, den hohen Anteil von NEETs, also 18- bis 24-Jährigen, die weder in Ausbildung noch erwerbstätig sind, zu senken. Österreich liegt hier mit 12 Prozent EU-weit nur im Mittelfeld, Länder wie Niederlande (nur 4,9 Prozent) oder Slowenien (6,2 Prozent) schneiden wesentlich besser ab.
Auch im Hochschulbereich signalisiert die hohe Zahl von Dropouts Handlungsbedarf: Mehr als 33 Prozent der Uni-Bachelor brechen schon im ersten Jahr ihr Studium ab (an den Fachhochschulen 15 Prozent). „Das ist ein Warnsignal, denn damit verlieren die jungen Menschen nicht nur wertvolle Ausbildungszeit und verpassen persönliche Chancen, sondern es werden auch die Ressourcen der öffentlichen Hand ineffizient eingesetzt.“
Flächendeckende Talente-Checks
Die Dropout-Raten ließen sich mit qualitätsvoller Berufsorientierung - verpflichtend in allen Schulformen -, frühzeitiger Ermittlung der individuellen Talente sowie unabhängiger Beratung über optimale Karrierechancen deutlich verringern, ist Kühnel überzeugt. Die Wirtschaftskammern stellen mit ihren Talente- Checks, Karriere-Checks sowie Talente-Centers flächendeckend in ganz Österreich umfassende Angebote zur Verfügung.
„Wichtig ist, dass Berufsorientierung in den Schulen gut verankert wird und insbesondere in den AHS – wie im Regierungsprogramm vorgesehen – umfassend gestärkt wird. Denn wenn es uns gelingt, die Berufsinformation passgenauer aufzusetzen und das Matching mit der individuell passenden Ausbildungsform zu verbessern, ist das eine Win-win-Situation für alle Seiten – die jungen Menschen und ihre Familien, die Betriebe, und den Wirtschaftsstandort Österreich“, so Kühnel. Denn nur ein Drittel der heimischen Schüler:innen besuchen nach der Volksschule eine AHS. „Die Berufsbildung ist daher für den heimischen Wirtschaftsstandort die wesentliche Säule in der Fachkräftesicherung. Und sie eine Chance für die jungen Menschen: Denn laut Statistik Austria verdienen Lehrabsolvent:innen eineinhalb Jahre nach ihrer Ausbildung besser als Abgänger einer BHS, BMS oder AHS – und dies mit der besten Jobsicherheit“, so Kühnel abschließend.
Auch die Kosten einer Ausbildung spielen eine entscheidende Rolle: Wie eine ibw-Berechnung zeigt, fallen je Uni-Abschluss über die gesamte Bildungslaufbahn für die öffentliche Hand Kosten zwischen 132.000 Euro und 158.000 Euro pro Absolvent:in an (je nachdem, ob via AHS oder BHS). Zum Vergleich: Ein Abschluss von BMS oder BHS summiert sich auf durchschnittlich 53.300 Euro. In die berufspraktische Ausbildung pro Lehrabsolvent:in fließen hingegen nur 25.000 (via PTS) bis maximal 42.000 Euro (Lehrabschluss nach zwei Jahren BMHS).
Im Bereich höherer berufspraktischer Bildungsabschlüsse liegt Österreich mit einem Anteil von 24,2 Prozent mit BHS-Matura, Meister- oder vergleichbarer Qualifikation gemeinsam mit Spanien an der Europaspitze. Das signalisiert eine Stärke der Berufsbildung, die künftig noch dazugewinnen wird: „Um in der beruflichen Bildung noch mehr Bildungsmöglichkeiten zu eröffnen, wurde vor genau einem Jahr mit der Höheren Beruflichen Bildung ein weiterer bildungspolitischer Meilenstein umgesetzt und eine neue Säule in der tertiären Berufsbildung geschaffen. Sie ist die Antwort auf den Gesellschaftstrend zur Höherqualifizierung und das Streben nach tertiären Bildungsabschlüssen. Damit wird die duale Ausbildung stark aufgewertet und eine Win-Win Situation geschaffen: Die Unternehmen erhalten zukunftsfitte Fachkräfte und für die Arbeitnehmer:innen eröffnen sich zusätzliche Karrieresprossen“, so Kühnel. Mit der Höheren Beruflichen Bildung (HBB) entsteht nämlich ein völlig neues Bildungssegment in Österreich, das - ausgehend von praktischer Berufserfahrung bzw. einem Lehrabschluss – zu formal anerkannten, offiziell eingestuften Abschlüssen bis in den tertiären Bereich führt. Die Pilotqualifikation „Technische Beratung für Energieeffizienz“ wird demnächst veröffentlicht und im Herbst in Kraft treten.
Im Hinblick auf die gesellschaftliche Anerkennung der Berufsbildung sieht Kühnel dadurch einen Meilenstein erreicht. Bis Qualifikationen in größerer Zahl vorliegen, ist noch etwas Geduld gefragt, derzeit wird in vielen Branchen engagiert daran gearbeitet, weitere HBB-Qualifikationen zu ermöglichen. Das Potenzial ist riesig: 1,6 Mio. Menschen in Österreich haben eine Lehre abgeschlossen, weitere 870.000 Personen verfügen über mehrjährige Berufspraxis bzw. sind BMS- und BHS-Absolvent:innen. (PWK144/HSP)





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