Wien (OTS) - Die österreichische Justiz ist stark ausgelastet, was
sich im
Verhältnis der jährlich verhandelten Fälle zum juristischen Personal
und den daraus resultierenden Wartezeiten widerspiegelt. Dies
verursacht nicht nur hohe Kosten für den Staat, sondern verlängert
auch die rechtliche Unsicherheit für die Betroffenen. Eine
Möglichkeit, die Effizienz des Justizsystems zu steigern und den
Verwaltungsaufwand zu reduzieren, liegt in der Entlastung der
Gerichte durch die Übertragung bestimmter nichtstrittiger Verfahren
an Notar:innen. Mehrere EU-Länder, darunter Estland haben mit dieser
Maßnahme positive Erfahrungen gemacht. In Spanien kann eine
einvernehmliche Scheidung durch die Übertragung an Notar:innen statt
in 86 bereits in 28 Tagen abgeschlossen werden. Dies bietet allen
Beteiligten erhebliche Vorteile.
Zwtl.: Die Justiz an der Belastungsgrenze
Die österreichischen Gerichte stoßen zunehmend an ihre
Kapazitätsgrenzen. Lange Verfahrensdauern verzögern die
Rechtsprechung, belasten Bürger:innen sowie Unternehmen und führen zu
hohen staatlichen Kosten. Derzeit dauert eine gerichtliche
einvernehmliche Scheidung im Durchschnitt sechs Monate ab
Einreichung. Verglichen mit anderen Ländern zeigt Österreich
Aufholbedarf. Mehr als 80 Prozent aller Scheidungen sind in
Österreich einvernehmlich und könnten daher potenziell durch
unabhängige und unparteiliche Dritte abgewickelt werden. Diese
zusätzliche Option zu ermöglichen, könnte die Effizienz der Justiz
steigern und gleichzeitig benötigte Ressourcen für Streitfälle
freisetzen.
Zwtl.: Wirtschaftliche Vorteile durch schnellere Verfahren
Die Verlagerung bestimmter Verfahren an Notar:innen
gewährleistet, dass hohe Rechtsstaatlichkeitsstandards aufrecht
bleiben. Bereits heute üben Österreichs Notar:innen bestimmte
Funktionen als Gerichtskommissäre für die Justiz aus. Dieses bewährte
System sollte nun auch vor dem Hintergrund fiskalischen
Sparnotwendigkeiten erweitert werden Durch die Beschleunigung der
Bearbeitungszeit sind nicht nur Einsparungen auf
volkswirtschaftlicher Ebene zu erwarten, sondern es wird auch das
Vertrauen in den Rechtsstaat und den Wirtschaftsstandort gestärkt.
Prof. Christian Helmenstein des Economica Instituts bestätigt: „ Die
Übertragung bestimmter Verfahren an Notar:innen würde die Justiz
erheblich entlasten. Dadurch erwarten wir schnellere Entscheidungen
sowie Wohlfahrtsgewinne aufgrund reduzierter volkswirtschaftlicher
Kosten .“
Zwtl.: Best-Practice-Beispiele aus der EU
Andere europäische Länder haben bereits erfolgreich Modelle zur
Entlastung der Justiz umgesetzt. Ein Blick nach Estland zeigt, dass
50 Prozent der Scheidungen über das Standesamt, 20 Prozent über
Notar:innen und nur 30 Prozent vor Gericht abgewickelt werden.
Während eine Scheidung vor Gericht im Schnitt 86 Tage dauert, kann
sie beim Notar in nur einem Monat abgeschlossen werden.
Auch die Kosten sind bei einer einvernehmlichen Scheidung über
eine:n Notar:in meist deutlich geringer, da die Gebühren einem
gesetzlich festgelegten Tarif folgen. Ein weiterer essenzieller
Vorteil ist die rechtliche Beratung durch Notar:innen als
unparteiliche und neutrale Personen, die Gerichte nicht leisten
können. Das reduziert Streitigkeiten nach der Scheidung.
Eve Potter, Notarin aus Estland betont: „ Unsere Erfahrung zeigt,
dass außergerichtliche Scheidungen nicht nur schneller und
kostengünstiger sind, sondern auch den Paaren helfen, eine
einvernehmliche Lösung zu finden. Die notarielle Beratung ermöglicht
es, Streitigkeiten frühzeitig zu vermeiden und somit auch die Justiz
langfristig zu entlasten .“ Diese Beispiele zeigen, dass
außergerichtliche Verfahren bei Notar: innen nicht nur Zeit sparen,
sondern auch rechtliche und wirtschaftliche Vorteile mit sich
bringen.
Zwtl.: Gesellschaftlicher Nutzen und Schutz der Schwächeren
Im Mittelpunkt stehen die Bedürfnisse der Bürger:innen: Verkürzte
Wartezeiten bedeuten weniger Belastung für Betroffene. Die Kosten
sind im Vergleich zu Gerichtsverfahren geringer. Zudem bieten
Notar:innen flächendeckend flexible Terminvergaben an, was den Zugang
zum Recht erleichtert. Ein unkompliziertes Verfahren ermöglicht eine
effizientere Rechtsdurchsetzung und eine höhere Zufriedenheit der
Bürger:innen.
Laut einer 2024 durchgeführten Studie [1] bevorzugt eine klare
Mehrheit der Befragten einvernehmliche Scheidungen im Notariat
gegenüber einer gerichtlichen Scheidung. Dies steht im Einklang mit
dem aktuellen EU-Trend zur Justizentlastung. Neben Estland ist diese
Praxis in sechs weiteren EU-Ländern bereits, zum Teil seit mehr als
zehn Jahren, etabliert.
Besonders Frauen, die in langwierigen und kostenintensiven
Scheidungsverfahren oft finanziell und emotional benachteiligt sind,
könnten von dieser Reform profitieren. Daher ist der Schutz des
Schwächeren und damit die Findung einer Balance zwischen den
Betroffenen essenzieller Bestandteil des schnelleren und
unkomplizierteren Verfahrens bei Notar:innen.
„Die Umsetzung einer Reform zu einvernehmlichen Scheidungen vor
der Notarinnen oder dem Notar in Österreich könnte zu einem
gerechteren, konfliktvermeidenden und damit effizienteren und
kostenschonenderen Justizsystem führen, das die Bedürfnisse der
Bürger:innen in den Mittelpunkt stellt. Dies zeigen die Erfahrungen
aus anderen EU-Staaten“, betont Michael Umfahrer, Präsident der
Österreichischen Notariatskammer, abschließend.
Zwtl.: EU-weite Zusammenarbeit: Justice Without Litigation
Um den europaweiten Austausch und die Zusammenarbeit zu fördern,
wurde das Projekt Justice Without Litigation unter österreichischer
Federführung ins Leben gerufen. Das bis Ende 2026 laufende Projekt
soll die Rechtssicherheit im EU-Raum stärken, Entbürokratisierung und
Modernisierung der Justizsysteme vorantreiben und den einfachen
Zugang zu Rechtsdienstleistungen in der gesamten EU gewährleisten.
Zentrale Themen und länderübergreifende Arbeitsgruppen greifen dabei
wichtige Fragestellungen auf, darunter auch einvernehmliche
Scheidungen. Ziel ist es, Vorschläge für Justizreformen zu erarbeiten
und ein spezialisiertes europäisches Netzwerk zu etablieren, das eine
enge Zusammenarbeit der Notariate ermöglicht, bewährte Verfahren
austauscht und eine harmonisierte Herangehensweise fördert.
Zwtl.: Über das Notariat
Österreichweit bieten 536 Notar:innen unabhängige, unparteiliche
sowie unbürokratische Dienstleistungen in verschiedenen
Rechtsbereichen, darunter persönliche Vorsorge, Immobilienrecht und
Unternehmensgründungen. Die Leistungen reichen von der Errichtung
eines Testaments über den Kauf einer Immobilie bis zur Gründung eines
Unternehmens. Dabei stehen Rechtssicherheit und Transparenz im
Mittelpunkt. Die Arbeit zeichnet sich durch höchste Sorgfalt,
Vertraulichkeit und Fachkompetenz aus – für eine individuelle und
lösungsorientierte Beratung in rechtlichen Angelegenheiten. Digitale
Services sorgen für eine flexible und effiziente Abwicklung.
Für weitere Informationen: https://ihr-notariat.at/ ;
www.juwili.eu
Notariat in Ihrer Nähe finden: https://ihr-notariat.at/notarfinder/
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[1] Repräsentative Umfrage des MARKET Marktforschungsinstituts
für die Österreichische Notariatskammer, n=2.023, Bevölkerung: Online
-Interviews im offline rekrutierten Online-Panel von MARKET,
Unternehmen: telefonische CATI-Interviews
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