Wien (OTS) - Onlineplattformen wie Temu, Shein und AliExpress
überrollen mit
aggressivem Marketing und Dumpingpreisen den europäischen Handel –
auf Kosten von Konsument:innen, Umwelt und fair wirtschaftenden
Händlern. Greenpeace und der Handelsverband schlagen Alarm und
präsentieren vier zentrale Forderungen für Fairness im digitalen
Handel und zum Schutz der Umwelt.
Rainer Will , Geschäftsführer des Handelsverbands: „ Fernost-
Plattformen wie Temu, Shein und AliExpress stehen für eine Generation
von Onlinehändlern, die sich am mangelnden EU-Rechtsvollzug
bereichern, auf Kosten heimischer Konsument:innen, Händler und der
Umwelt. Der unfaire Wettbewerb katapultierte Temu auf Rang 4 und
Shein auf Rang 9 der umsatzstärksten Onlineshops in Österreich und
macht hunderttausende Menschen zu Leidtragenden – durch Wohlstands-
und Arbeitsplatzverluste sowie negative Umwelt- und
Gesundheitsfolgen.“
Ursula Bittner , Wirtschaftsexpertin von Greenpeace: „ Shein und
Temu fluten Europa mit Billigprodukten, die oft gefährliche
Chemikalien enthalten. Dieses Geschäftsmodell ist nicht nur ein
Sicherheitsrisiko für die Gesundheit der Verbraucherinnen und
Verbraucher, sondern basiert auf unfairen Arbeitsbedingungen und
gefährdet die Umwelt. Das ist ein ökologischer und sozialer Skandal.
“
Marktmacht wächst rasant: Temu & Shein in Österreich bereits
unter den Top 10 Webshops
Laut dem Marktforschungsinstitut NielsenIQ zählen Temu und Shein
bereits zu den zehn umsatzstärksten Onlineshops in Österreich. 2024
erreichte Temu Platz 4, Shein Platz 9. Ein Ende des Wachstums ist
nicht in Sicht – im Gegenteil, der Zollstreit der USA mit China wird
heuer massive Handelsumlenkungen nach Europa zur Folge haben. Im
Vergleich zum klassischen Handel setzen diese Plattformen auf
Direktversand aus China, meist per klimaschädlicher Luftfracht, ohne
Verantwortung für Produktsicherheit, Steuern oder Umweltstandards zu
übernehmen.
Laut NIQ-Zahlen erwirtschaften die Fernost-Player mehr als die
Hälfte ihres Umsatzes in den Segmenten Bekleidung, Haushalt und
Elektronik. Im Vorjahr hat bereits ein Viertel aller
Österreicher:innen zumindest 1x bei Temu bestellt, 16% bei Shein und
5% bei AliExpress.
Die 150-Euro-Zollfreigrenze wird systematisch missbraucht – zum
Schaden des heimischen Handels (4,5 Mrd. Euro Umsatzentgang), der
Innenstädte (15 Prozent Leerstand) und der öffentlichen Hand (750
Mio. Euro MwSt.-Entgang).
Deshalb legen Greenpeace und der Handelsverband einen 4-Punkte-
Plan vor:
1. Senkung der 150-Euro-Zollfreigrenze auf 0 Euro
2024 wurden 4,6 Mrd. Pakete mit Waren unter 150 Euro aus Fernost
nach Europa geliefert, laut EU-Kommission zwei Drittel davon falsch
deklariert. 91 Prozent stammen aus China. Betrüger:innen umgehen
systematisch Zölle und Steuern, etwa durch Teillieferungen. Der
Schaden für den österreichischen Handel liegt bei 4,5 Mrd. Euro.
Innenstädte leiden unter Leerstand, den Kommunen entgehen Millionen
an Steuereinnahmen.
2. Mehr Ressourcen für Zollbehörden und strenge Importkontrollen
Produkte von Temu, Shein und AliExpress enthalten oft verbotene
Chemikalien, darunter auch die gefährliche Ewigkeitschemikalien (PFAS
) – zum Teil weit über den gesetzlichen Grenzwerten. Bei Spielwaren
liegt die Beanstandungsquote bei bis zu 100 % der Testkäufe. Dennoch
gelangen solche Produkte wegen unzureichender Kontrollen ungehindert
auf den Markt. Die enorme Menge an Billigwaren aus Asien überfordert
die bestehenden Kontrollkapazitäten der nationalstaatlichen
Zollbehörden – diese müssen gestärkt werden.
3. Einführung einer Paketabgabe auf B2C-Sendungen von
Drittstaaten-Plattformen
Mit jährlich rund 4,6 Milliarden Paketen aus Fernost wächst nicht
nur die Müllflut, sondern auch der CO₂-Ausstoß durch klimaschädliche
Transportwege, meist per Luftfracht. Greenpeace und der
Handelsverband fordern die Einführung einer Paketabgabe (Handling Fee
) auf B2C-Sendungen aus Drittstaaten. Diese Maßnahme soll helfen,
Steuerbetrug zu bekämpfen, Umweltkosten zu berücksichtigen und für
mehr Fairness im Handel zu sorgen.
4. Temporäre Sperre bei wiederholtem Rechtsbruch
Fernost-Plattformen umgehen vielfach EU-Vorgaben – meist ohne
Konsequenzen. Wiederholte Rechtsverstöße müssen zu temporären
Plattform-Sperren führen . Die günstigen Online-Produkte von Temu,
Shein & AliExpress weisen teils massive Sicherheitsmängel auf. Tests
zeigen: Ein Shein-Schuh enthielt 229-mal mehr schädliche Weichmacher
als erlaubt. Laut AGES sind 80 Prozent der Spielwaren auf Temu
mangelhaft – bei Schaukeln sogar alle. Kein einziges Spielzeug der
getätigten Testkäufe auf Temu erfüllte laut Herstellerverband die EU-
Vorgaben.
Rainer Will vom Handelsverband: „ Der scheinbar günstige
Warenbezug über Fernost-Plattformen wie Temu, Shein und AliExpress
kommt uns letztlich teuer zu stehen. Millionen falsch deklarierter
Pakete entziehen Städten und Gemeinden wichtige
Kommunalsteuereinnahmen – weniger lokale Jobs bedeuten weniger
Steueraufkommen. Die Müllflut gefährdet nicht nur unseren Planeten,
sondern auch unsere Innenstädte. Die von der Bundesregierung
angekündigten strengeren Kontrollen sind ein wichtiger Schritt.
Weitere Maßnahmen sind nötig – ein drittes großes Verteilerzentrum
für Dumpingpakete in Europa steht kurz vor der Inbetriebnahme, die
Zeit läuft uns davon.“
Ursula Bittner von Greenpeace ergänzt: “ Temu und Shein stehen
für eine Handelslogik, die Ressourcen verschwendet, Luft verpestet
und unsere Märkte mit umweltschädlicher Billigware überschwemmt.
Diese Art des Handels können und dürfen wir uns nicht mehr leisten.
Klima- und Umweltschutz müssen ernst genommen werden – auch im
digitalen Handel.“
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